2023 – ein turbulentes Jahr für Gallium und Germanium

Neue Exportzahlen für Gallium und Germanium liegen vor: Sie zeigen, dass der Handel mit den beiden Technologiemetallen 2023 große Schwankungen erlebt hat. Grund dafür sind Ausfuhrkontrollen durch China. Für 2024 muss der Einkauf weiterhin mit einem herausfordernden Marktumfeld rechnen.

Frankfurt am Main, 25. Januar 2024 – Im Sommer 2023 hat das chinesische Handelsministerium strenge Ausfuhrregeln für eine Vielzahl von Rohstoffen, Technologien und Produkten erlassen oder bereits bestehende Exportregularien teilweise verschärft. Davon waren aktuell unter anderem Gallium– und Germaniumprodukte betroffen. China ist der größte Produzent der beiden Technologiemetalle: Offiziellen Daten zufolge entfallen mehr als 90 Prozent der weltweiten Gallium- und etwa 80 Prozent der Germaniumproduktion auf China. Die Metalle stecken in Mikrochips, LEDs und Solarpanelen. Darüber hinaus ist Germanium ein wichtiger Bestandteil von Glasfaserkabeln.

Exportkontrollen wirken sich auf internationalen Handel aus

Angekündigt wurde die Lizenzpflicht am 3. Juli unter Verweis auf die nationale Sicherheit: Bei den Rohstoffen handelt es sich um sogenannte Dual-Use-Güter, also solche, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke verwendet werden können. Schon zum 1. August traten die Regeln in Kraft, Unternehmen sahen sich aufgrund der langen Bearbeitungsdauer der Exportlizenzen mit Herausforderungen konfrontiert, die Ausfuhr beider Metalle sank nahezu auf null, wie Zahlen der Zollbehörden zeigen. Die ersten Genehmigungen vergab Chinas Handelsministerium zwar schon im September, doch erst im November zogen die Exporte wieder an.

Matthias Rüth, Geschäftsführer von TRADIUM, zieht Bilanz: „Wir haben 2023 ein sehr turbulentes Jahr für Gallium und Germanium erlebt: Die Lieferketten sind kurzzeitig fast komplett abgerissen. China hat ein weiteres Mal seine Dominanz im Rohstoffmarkt aufgezeigt.“

Herausforderungen für den Einkauf

Vor diesem Hintergrund erwartet die Unternehmensberatung Deloitte auch für 2024 Engpässe in der Versorgung mit den beiden Technologiemetallen. Eingeschränkte oder verzögerte Rohstoffexporte treffen auf einen steigenden Bedarf. So könnte sich die Nachfrage nach Gallium für Mikrochips in den kommenden Jahren mehr als verdoppeln: von 38 Tonnen im Jahr 2018 auf bis zu 79 Tonnen im Jahr 2040, wie die Deutsche Rohstoffagentur prognostiziert. Für das Anwendungsgebiet Glasfaserkabel wird eine Bedarfsentwicklung bei Germanium von 59 Tonnen im Jahr 2018 auf bis zu 246 Tonnen im Jahr 2040 prognostiziert.

Diagramm 1: Exportzahlen Gallium
Diagramm 2: Exportzahlen Germanium

Verarbeitende Unternehmen können sich jedoch proaktiv auf mögliche Defizite vorbereiten. Eine Maßnahme ist eine angemessene Bevorratung für mehrere Monate. Matthias Rüth: „Die Risiken von Exportbeschränkungen und bürokratischen Hürden lassen sich gut managen, indem die eigene Vorratshaltung an kritischen Metallen systematisch erhöht wird. Das ermöglichte auch dann eine zuverlässige Rohstoffversorgung, wenn Just-in-time-Lieferungen an ihre Grenzen stoßen. Diese Beschaffungsstrategie ist bei meist kennzahlengetriebenen Unternehmen nicht sehr populär. Angesichts der aktuellen Lage an den Rohstoffmärkten und der vorhergesagten Engpässe kann sie sich aber schnell auszahlen.“

Gallium und Germanium sind nicht die einzigen Ressourcen, die der Industrie in den nächsten Monaten fehlen könnten. Auch für andere Strategische Rohstoffe gelten inzwischen Ausfuhrrestriktionen. Diese betreffen neben dem Batteriematerial Graphit auch Antimon, Silber und Wolfram. Der Export bestimmter Technologien zur Förderung und Weiterverarbeitung Seltener Erden sowie der Herstellung von Permanentmagneten wurde ebenfalls unter Auflagen gestellt.