Keine chinesischen Technologien mehr für westliche Seltenerd-Industrien
Peking setzt ein starkes Signal im globalen Wettbewerb um Seltene Erden: Weitere Schlüsseltechnologien für ihre Veredelung und Verarbeitung werden nicht mehr exportiert. Die Maßnahme, die auf nationale Sicherheitsgründe zurückgeführt wird, könnte die weltweiten Bemühungen zum Aufbau eigener Wertschöpfungsketten beeinträchtigen. Gleichzeitig unterstreicht sie einmal mehr die Bedeutung letzterer für die restliche Welt.
Frankfurt am Main, 22. Dezember 2023 – China festigt seine Dominanz in der Seltenen-Erden-Industrie, indem es seit gestern den Export spezifischer Technologien zur Veredelung und Verarbeitung dieser Rohstoffe offiziell untersagt. Die chinesische Zollbehörde begründet diesen Schritt mit nationalen Sicherheitsinteressen, in Analogie zu bereits bestehenden Restriktionen für Gallium und Germanium, wie Reuters berichtet. Während Ausfuhrverbote für Seltenerdtechnologien schon länger bestehen, wurden nun noch neue Verbote für entscheidende Bereiche festgelegt: Unter anderem erlaubt die Volksrepublik nun die Ausfuhr von Technologien zur Produktion von Seltenerdmagneten nicht mehr, wie der Branchendienst Fastmarkets berichtet. Die Folge: Der Export von Knowhow ist über die komplette Magnet-Wertschöpfungskette sehr stark eingeschränkt. China stärkt dadurch seine Position im Markt, allen voran bei der Weiterverarbeitung von Rohstoffen.
Erste Anzeichen für ein bevorstehendes Verbot gab es im April 2023, was seinerzeit bereits Besorgnis in der japanischen Regierung auslöste. China beherrscht den Weltmarkt für Neodym- und Samarium-Kobalt-Magneten. Dabei handelt es sich um entscheidende Komponenten für die fortschreitende Energie- und Verkehrswende. Die neuen Ausfuhrregelungen zielen nicht auf den direkten Export von Selten-Erden-Produkten ab. Vielmehr könnte es darum gehen, die Bemühungen zur Entwicklung von Wertschöpfungsketten außerhalb Chinas zu erschweren, wie etwa Bloomberg mutmaßt. In den westlichen Ländern könnten durch die neuen Bestimmungen Magnet-Projekte von bedeutenden Unternehmen in diesem Bereich wie Neo Performance, MP Materials oder Vacuumschmelze (VAC) stark beeinflusst werden. Gleichzeitig unterstreichen die neuen Verbote die Bedeutung eigener Wertschöpfungsketten in westlichen Ländern erneut. Etwa 90 Prozent der Seltenen Erden werden im Reich der Mitte verarbeitet. Das Land verfügt daher über technologisch führende Maschinen und Anlagen sowie das Knowhow, um Seltene Erden zu separieren, mit ihnen Legierungen herzustellen und Permanentmagnete zu produzieren.
Jan Giese, Experte für Seltene Erden bei TRADIUM GmbH, schätzt die aktuelle Situation folgendermaßen ein: „Im November 2023 erließ das chinesische Handelsministerium neue Exportregeln für Seltene Erden, die Exporteure dazu verpflichten, umfassende Informationen, einschließlich Kaufvertrags- und Versanddaten, offenzulegen. Nun verschärft China erneut die Regeln für den Export der über die komplette Wertschöpfungskette hinweg notwendigen Technologie. In Verbindung mit der Hoheit über Förderquoten, einer seit Jahren stetig vorangetriebenen Konsolidierung der chinesischen Industrie und einer damit engeren Verzahnung mit den Unternehmen, ist dies für mich ein weiterer Schritt in einer langfristig angelegten Strategie und weniger als konkrete Provokation im Handelsstreit zu verstehen.”