Schwere Seltene Erden: Versorgungslage könnte sich anspannen
Die Förderung Seltener Erden in Myanmar ist laut Medienberichten derzeit unterbrochen. Da das Land insbesondere im Bereich der schweren Vertreter dieser Elementgruppe von globaler Bedeutung ist, könnten sich die Auswirkungen in höheren Preisen niederschlagen.
Frankfurt am Main, 6. November 2024 – Rund die Hälfte der schweren Seltenen Erden wie Terbium werden in Myanmar gefördert, doch nun droht offenbar ein Engpass, wie die chinesische Global Times berichtet. Derzeit seien die bergbaulichen Aktivitäten im Nachbarland zum Erliegen gekommen, meldet die als staatsnah geltende Zeitung.
Geopolitische Risiken in Myanmar
Myanmar exportiert vor allem mittlere Seltene Erden wie Gadolinium sowie schwere Vertreter dieser Rohstoffgruppe nach China, wo sie weiterverarbeitet werden. Zu letztgenannten Elementen gehört zum Beispiel Terbium, das die Leistungsfähigkeit von Seltenerd-Magneten erhöht. In Anwendungsgebieten wie der Elektromobilität, Windkraft und Unterhaltungselektronik steigt die Nachfrage nach Magneten stetig.
Wichtigste Quelle der schweren Seltenen Erden sind die sogenannten Ionenadsorptionstone, die in großem Maßstab nur in diesen beiden Ländern abgebaut werden. Etwa die Hälfte der weltweiten Förderung schwerer Seltener Erden stammt aus Myanmar, das seit Februar 2021 von einer Militärjunta regiert wird. Gegen sie wiederum hat sich durch verschiedene Rebellengruppen Widerstand formiert. Dies dürfte auch der Grund für den derzeit offenbar brachliegenden Bergbau darstellen. Eine der bewaffneten Gruppen, die Kachin Independence Army, kurz KIA, hatte der Nachrichtenagentur Reuters zufolge gemeldet, die Kontrolle über ein wichtiges Abbauzentrum für Seltene Erden im Norden des Landes übernommen zu haben. Diese Region, der Kachin-Staat, in der sich der Abbau der kritischen Rohstoffe konzentriert, grenzt direkt an China, entsprechend alarmiert ist das deutlich größere Nachbarland, das in der Vergangenheit bereits mehrfach versucht hat, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. In dieser Woche wird der Junta-Führer zu Gesprächen in China erwartet, dabei soll es unter anderem um die Verbesserung der bilateralen Beziehungen gehen. Neben den politischen Zerwürfnissen machen dieses Jahr auch schwere Monsunregenfälle Myanmar zu schaffen, besonders betroffen davon ist der Nichtregierungsorganisation ACAPS zufolge der Kachin-Staat.
Mögliche Entwicklung im Blick behalten
Die möglichen Konsequenzen der aktuellen Situation fasst TRADIUM-Experte Jan Giese zusammen: „Die jüngsten Minenschließungen in Myanmar könnten, wie bereits im Herbst 2023, zu einer Verknappung von Seltenerdmetallen führen und damit Preisanpassungen zur Folge haben. Aufgrund Myanmars bedeutender Rolle im Abbau und Chinas nahezu monopolistischen Einflusses in der Weiterverarbeitung können selbst kleinere Angebotsänderungen spürbare Auswirkungen auf die Lieferkette haben. Aktuell bleibt die Marktlage zwar entspannt, doch sollten Einkäufer und Marktbeobachter die Entwicklungen im Blick behalten und für mögliche Szenarien vorsorgen.“
Die Bedeutung Myanmars für Chinas Industrie für Seltene Erden haben wir im vergangenen Dezember in einem Marktkommentar aufgezeigt. Den in Zusammenarbeit mit dem Nachrichtenportal Rohstoff.net entstandenen Beitrag finden Sie hier.
Detailliertere Infos zu den Abbauregionen, den Anwendungsgebieten und zur Preisentwicklung der Metallgruppe der Seltenen Erden finden Sie auf der Website SelteneErden.de. Schauen Sie gerne einmal vorbei!