Gallium, Germanium, Antimon: China stoppt Lieferungen in die USA
Die USA verschärfen ihre Chipsanktionen gegen China – tags darauf reagiert die Volksrepublik mit einem Ausfuhrverbot für bestimmte kritische Mineralien. Auch Auswirkungen auf Märkte in Drittstaaten sind wahrscheinlich.
Frankfurt am Main, 4. Dezember 2024 – Seit Dienstag ist der Export bestimmter kritischer Rohstoffe aus China in die USA verboten. Das Handelsministerium begründete die Ausfuhrbeschränkungen, die am selben Tag bekannt geworden waren, mit der nationalen Sicherheit.
Konkret betroffen sind mehrere Dual-Use-Güter, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke eingesetzt werden können, darunter die Technologiemetalle Gallium, Germanium und Antimon, deren Hauptproduzent China ist. Gallium und Germanium finden neben ihrer zivilen Nutzung auch Anwendung im Militär, etwa für Laser und Nachtsichtgeräte. Antimon wird primär als Legierungsbestandteil verwendet, um weiche Metalle zu härten, und in Form von Antimontrioxid als Flammschutzmittel. Beide Anwendungen sind auch militärisch von Bedeutung.
Die Maßnahme kann als bislang letzter Schritt im anhaltenden Handelskonflikt der beiden Länder gesehen werden. Erst am Tag zuvor hatten die USA ihre bestehenden Exportrestriktionen gegenüber der Volksrepublik verschärft, Chinas Zugang zu fortschrittlichen Speicherchips und Chipfertigungstechnologien ist seitdem noch stärker eingeschränkt.
Neu ist nun, dass die jüngsten Beschränkungen direkt auf die USA abzielen, während Chinas Exportkontrollen in der Vergangenheit alle Handelspartner betrafen.
Auch Weiterlieferung aus Drittstaaten in die USA untersagt
Verschärfen könnte sich die Versorgungssituation in den Staaten durch einen entscheidenden weiteren Punkt der neuen Regularien. Denn China untersagt nicht nur die Ausfuhr von Gallium und Co. in die Vereinigten Staaten, sondern hat auch rechtliche Konsequenzen für Unternehmen und Organisationen in Drittstaaten angekündigt, die diese Materialien als Mittelsmann dorthin liefern wollen.
Matthias Rüth, Geschäftsführer von TRADIUM: „Die jüngsten Exportbeschränkungen aus China in Richtung der USA sorgen erneut für Nervosität an den internationalen Rohstoffmärkten. Einmal mehr nutzt China seine marktbeherrschende Stellung bei vielen Industriemetallen konsequent aus. Neu ist, dass Peking künftig auch stärker darauf achtet, dass Rohstoffe nicht über Umwege in die Staaten gelangen. Jedes Abnehmerland – ob die USA, Japan oder europäische Staaten – steht vor der Herausforderung, seine Rohstoffversorgung strategisch breiter aufzustellen, um solche Restriktionen abfedern zu können. China bleibt ein unverzichtbarer Akteur und die Abhängigkeit von wenigen Quellen birgt weiterhin großes Konfliktpotenzial.“
Faktischer Lieferstopp in die USA bereits seit Juni 2023
Auch wenn das offizielle Lieferverbot erst jetzt in Kraft ist: Faktisch haben die USA bereits seit Juni 2023 kein Gallium und Germanium mehr direkt aus China erhalten. Dies belegen Daten der chinesischen Zollbehörde. Die Ausfuhr in die USA kam zum Erliegen, noch bevor China im Juli weltweite Ausfuhrkontrollen ankündigte. Seit August 2023 müssen chinesische Unternehmen, die Gallium oder Germanium exportieren möchten, Lizenzen beantragen und umfangreiche Hintergrundinformationen über die Empfänger vorlegen. In Folge dieser neuen Bestimmungen brachen die Exporte der beiden Metalle für zwei Monate vollständig ein. Mittlerweile wird aber längst wieder in Länder wie Deutschland geliefert, während die USA leer ausgehen.
Etwas anders sieht die Lage bei Antimon aus. Erst ein Jahr nach Gallium und Germanium, im August 2024, wurde das Metall mit Ausfuhrkontrollen belegt. Größere Mengen wurden in die USA zuletzt im September dieses Jahres exportiert. Danach sank die Ausfuhr im Oktober fast auf null.
Auswirkungen auf die US-Wirtschaft
Erst kürzlich hatte der US Geological Survey berechnet, welche Auswirkungen es für die heimische Wirtschaft hätte, sollte China den Export von Gallium und Germanium vollumfänglich, also auch an Drittstaaten, einstellen. Dem Bruttoinlandsprodukt der USA würde dadurch ein Rückgang um 3,4 Milliarden US-Dollar drohen, so die Behörde. Denn neben seiner Bedeutung für die Rüstungsindustrie ist Gallium in Form von Galliumnitrid und Galliumarsenid für die Herstellung von Halbleitern in der Chipindustrie von großer Bedeutung. Mit den jüngsten Sanktionen, die große Auswirkungen auf die US-Hightechindustrie haben dürften, schließt sich somit gewissermaßen der Kreis.